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Herzlich Willkommen bei Coconut-Talk, deinem Podcast über das Leben in Indonesien.

Mein Name ist Gunda und gemeinsam werden wir die zahlreichen Inseln Indonesiens entdecken.

Mari – los gehts!

 

Hallo und herzlich willkommen zu unserer heutigen Folge bei Coconut-Talk. Heute geht es weiter mit unserer Bali Serie. Ich habe mich mal wieder mit Katha verabredet, unserer Bali Expertin. Wir haben uns ein sehr spaßiges Thema ausgesucht – wir werden über die kuriosen Dinge in Bali sprechen.  Da ist uns eine ganze Menge eingefallen und das Gespräch hätte noch ewig weiter gehen können. Nach einiger Zeit fallen einem immer wieder Dinge auf, die befremdlich oder gar unlogisch wirken. Und genau darüber haben wir uns in dieser Folge ausgetauscht.

 

Wenn du auch Lust hast, bei diesem Podcast mitzumachen oder wenn du mich einfach kontaktieren willst, dann schreibe mir eine Nachricht an hallo@coconut-talk.com.

 

Wenn dir die Folge gefällt, dann teile sie gerne mit Freunden und abonniere diesen Podcast. Außerdem kannst du mir eine Bewertung bei Spotify oder iTunes hinterlassen. Das hilft uns auf jeden Fall weiter. Vielen Dank! Jetzt aber viel Spaß mit unserer heutigen interessanten Folge.

 

Gunda: Hallo Katha! Schön, dass du wieder bei uns bist. Ich freue mich sehr, weil wir uns heute ein richtig spannendes Thema ausgesucht haben. Ich glaube auch, dass es ziemlich spaßig werden wird, diese ganzen kuriosen Dinge rauszufinden.

 

Dabei soll es um Dinge gehen, die einem nicht gleich am Anfang auffallen, sondern die einem erst mit der Zeit, manchmal erst nach Jahren wirklich bewusst werden. Ich bin jetzt ganz schön gespannt, was dir da einfällt und was du so erlebt hast. Magst du gleich einmal anfangen, mit etwas, was dir spontan in den Kopf kommt?

 

Katha: Hallo, ich freu mich, dass ich heute wieder hier bin!

 

Bei Kuriosem kommt mir als erstes definitiv das Thema Kommunikation in den Sinn. Ich glaube, dass ist auch das größte Thema. Kommunikation und – ich nenne es mal kulturelle Codes – sind hier komplett anders, als wir das aus Europa gewöhnt sind. Es ist gar nicht so einfach, sich da einzufinden.

 

Fangen wir damit an, dass hier nicht NEIN gesagt wird, wenn nein gemeint ist. Das ist hier zum einen das Offensichtliche, aber auch die Falle, in die Leute, die nicht von hier kommen, gerne reintappen. Ich habe da ein ganz konkretes Beispiel. Ich wollte mal einen Termin ausmachen und habe gefragt: Wie sieht es denn aus, Montag um 7 Uhr? Und die Antwort lautete: Ja, Montag um 7:30 Uhr geht! Auch als ich nochmal wegen 7 Uhr nachfragte, lautete die Antwort immer wieder: 7:30 Uhr geht! Es hat ein bisschen gedauert, bis ich verstanden habe, er kann nicht um 7 Uhr, aber er sagt es nicht, sondern er sagt 7:30 Uhr. Das ist hier dieses nicht NEIN sagen können.

 

Oder was auch ganz oft passiert, dass, wenn man was fragt, kommt gar keine Antwort. Irgendwie schaffen es die Indonesier dann, dass sie nichts sagen und gar nichts kommt. Und es fällt einem dann erst hinterher auf, dass sie eigentlich gar nichts gesagt haben. Oder sie sagen dann etwas ganz anderes. Etwas, das überhaupt nicht zum Thema passt und damit lenken sie ab. Mittlerweile weiß ich, das heißt NEIN.

 

Auch wenn sie etwas nicht wissen, dann sagen sie manchmal auch etwas, was nicht so stimmt. Es geht ihnen dann darum, das Gesicht zu wahren. Ich hatte das auch mal erlebt, dass, als mein Mann damals noch in einem Projekt mit Freiwilligen gearbeitet hat, da gab es eine Unterrichtsstunde am Nachmittag für die Kinder. Die Volunteers sollten mitmachen und helfen. Am Abend hat sich mein Mann bei mir beschwert und erzählt, dass die zum Strand gefahren sind und nicht an dem Unterricht teilgenommen haben. Ich habe dann gefragt, wie er es gesagt hat, dass sie dort hinkommen sollen? Und er meinte: Da gibt es eine Nachmittagsklasse, kommt bitte dorthin. Mein Mann meinte, er hätte sich (auf Englisch) so ausgedrückt: Du kannst kommen, wenn du willst. Auf Indonesisch meinte er aber: Du musst dort hinkommen. Klingt im Englischen unverbindlich. Für Europäer heißt das aber: Ich habe die Wahl! Und wenn ich lieber an den Strand gehen will, dann kann ich auch an den Strand gehen! Es ist auch so auf Indonesisch, wenn da steht „Wir hoffen, dass du kommst.“ – dann heißt das übersetzt: Du musst kommen.

 

Gunda: Ja, oder auch die Direktheit, die in manchen Situationen total fehlt. Zum Beispiel, wenn jemand einen Fehler gemacht hat. Wenn etwas falsch gelaufen ist, dann wird das entweder durch die Blume gesagt oder gar nicht gesagt. Ganz anders als bei uns.

 

Die Indonesier haben aber genauso Probleme mit unserer Direktheit. Ich habe das anfangs bei meinem Mann immer gemerkt. Ich bin ziemlich direkt, so bin ich aufgewachsen und auch erzogen. Und er wurde dann immer sehr still, wenn ich etwas direkt angesprochen habe.

 

Katha: Ja, das ist auch so die Strategie von meinem Mann und von vielen Indonesiern. Wenn jemand in seinen Augen einen Fehler gemacht hat, dann ist es nicht so, dass er das dann kommuniziert, dann vermeidet er im Anschluss den Kontakt. Das scheint so ein bisschen die vorherrschende Strategie zu sein. Das ist, genau wie du sagst, ziemlich kurios. Auf der einen Seite ist die Direktheit überhaupt nicht da. Auf der anderen Seite aber schon. Manchmal wird einem schon sehr direkt was gesagt. Wo ich so richtig geschockt war, war als ich nach längerer Zeit Indonesier wieder getroffen habe. Die schauten mich so an und meinten: Boah, du bist ja richtig fett geworden. Und im Englischen benutzen sie dann auch tatsächlich das Wort „fett“.

 

Gunda: (lacht) Oh Gott, das habe ich auch schon gehabt. Das ist ja kein Problem für sie! Und wir stürzen in die nächste Depression.

 

Katha: In Deutschland geht das gar nicht, dass man zu jemanden sagt: Du bist fett. Aber hier ist das gar kein Problem, auch nicht dieses Wort dafür zu benutzen. Oder auch einfach mal zu sagen, heute siehst du aber richtig schlecht aus. Bist du krank? Da ist dann die vielzitierte Höflichkeit in den Punkten offensichtlich nicht angesagt.

 

Gunda: Ja. das stimmt.

 

Katha: Diese Höflichkeit ist auch das nächste, was mit Kommunikation zu tun. Es ist immer super wichtig, höflich zu sein, aber was höflich ist, wird so ganz anders definiert als wir das definieren. Manche Sachen kannst du einfach nicht direkt fragen. Ich bin bis heute nicht hinter alles gekommen. Bei ganz vielem kann ich nicht die Logik dahinter entdecken, wann etwas aus Höflichkeit gemacht oder nicht gemacht werden kann. Ich weiß auch nicht, ab wann das für unsere Standards egal ist und du von der Höflichkeit in die Respektlosigkeit gehen kannst. Das hat hier ganz andere Mechanismen. Diese Codes habe ich bis heute nicht geknackt.

 

Was meine ich damit. Auf gar keinen Fall kannst du zu jemandem hingehen und direkt fragen, ob du etwas ausleihen darfst. Du musst erstmal Smalltalk machen und Tee trinken. Irgendwann kannst du vielleicht so ganz vorsichtig durch die Blume anfragen, ob du dir das eventuell ausleihen könntest. Aber auf gar keinen Fall direkt fragen. Auf der anderen Seite kannst du laut sein, wie du magst. Das kommt den Menschen nicht mal in den Sinn, dass das unhöflich sein könnte. Hier ist es generell laut und es wird ganz einfach nicht als unhöflich gesehen. Insbesondere Kinder können hier immer rumschreien und laut sein. Die werden nie ermahnt.

 

Gunda: Ja, die haben hier einen besonderen Status. Die dürfen alles. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich weiß nicht, wie die erzogen werden. Ich glaube gar nicht. Sie machen einfach, was sie wollen.

 

Katha: Hier fällt mir das auf mit den Kindern, aber auch bei den Erwachsenen. Wenn sie hier ihre Karaoke-Partys machen, dann sind sie dermaßen laut und auch bis spät in die Nacht. Hier kommt niemand auf die Idee, dass das stören könnte. Allerdings weiß ich von meiner Schwiegermutter, die stört das, wenn ihre Nachbarn so laut sind. Das ist ihre eigene Familie, die nur an den Feiertagen dort wohnt. Sie sind bekannt dafür, dass sie recht laut sind. Sie sitzen dann nachts draußen und meine Schwiegermutter kann dann wirklich nicht schlafen. Aber sie würde sich niemals beschweren. ich habe ihr schonmal Ohropax aus Deutschland von dm mitgebracht. Das nimmt sie lieber, als dass sie da mal was sagt.

 

Gunda: Bei uns ist das auch ein großes Problem mit der Lautstärke. Das geht dann auch bis in die frühen Morgenstunden. Wir haben festgestellt, dass es schon genug Leute gibt, die das auch stört. Aber es traut sich oft niemand etwas zu sagen. Als wir letztes Jahr noch woanders gewohnt haben, bin ich da auch mal hin. Ich habe gesagt, dass ich nicht schlafen kann bei dem Lärm. Anfänglich waren sie ziemlich schockiert, dass da jemand was sagt. Sie haben sich dann erstmal gar nicht getraut irgendwas zu machen. Es war dann plötzlich total ruhig.

 

Katha: Ja genau, dass sie sich nicht trauen, da was zu sagen. Das ist in ihren Augen ja unhöflich. Und ich denke mir immer, das sind die, die unhöflich sind mit ihrem Lärm. Mittlerweile ist mir das egal. Ich sage dann auch was. Am Anfang wusste ich nicht damit umzugehen. Ich bin fremd hier in diesem Land. Ich musste mich da erst einfinden. Aber mittlerweile ist das anders und dann sage ich auch, was mich stört. Ich weiß, sie halten mich sowieso für komisch – so eine verrückte Ausländerin. Also kann ich das auch manchmal ein bisschen ausnutzen. Ich kann mich dann mehr trauen als ein Indonesier, der dann denkt, ich halte mich lieber zurück.

 

Noch etwas anderes zum Thema Höflichkeit ist das sich einander vorstellen. Ich glaube da hattest du auch solche Erfahrungen gemacht. Da gab es schon wirklich kuriose Begebenheiten. Wenn ich mit meinem Mann mit dem Roller in der Stadt unterwegs bin und er trifft dann jemanden, den er kennt, dann stellt er mich nicht vor. Diese andere Person guckt mich auch nicht an. Ich werde vollkommen ignoriert. Eine Vorstellung findet nicht statt. ich habe anfangs gedacht, was soll das, was ist da los? Und auch dass die andere Person noch nicht mal schaut. Mittlerweile weiß ich, das ist Verlegenheit. Aber trotzdem aus meiner Perspektive war das extrem unverschämt und überhaupt nicht höflich. Ich habe da aber auch mal mit meinem Mann darüber gesprochen und habe ihm gesagt, dass das für mich ganz komisch ist. Ich habe ihm erzählt, wie wir das in Deutschland normalerweise handhaben. Er konnte das dann auch verstehen. Seitdem stellt er mich jetzt immer vor. Ich glaube, das ist auch nur, weil ich es ihm gesagt habe. Ansonsten würde er das nicht tun.

 

Auch generell begrüßen und verabschieden ist hier nicht so eindeutig. Manchmal muss man sich ganz überschwänglich und ganz lange von allen verabschieden. Und manchmal gehen die Leute einfach und du hast gar nicht mitbekommen, dass sie weg sind.

 

Gunda: (lacht) Ja, das ist auf jeden Fall anders als bei uns. Aber auch was du gesagt hast zur Verlegenheit. Wenn man in Deutschland einander vorgestellt wird, dann ist auch die Verlegenheit weg. Und wenn man die Möglichkeit verpasst hat, einander vorzustellen, dann nimmt man das ja meist auch selbst in die Hand. Dann stellt man sich kurz vor und löst somit dieses Problem. Aber hier kommt niemand erst auf diese Idee. Das ist schon kurios.

 

Katha: ich glaube, dass es einfach diese Idee nicht gibt. Und das meine ich auch mit diesen Codes. Ich habe das bisher noch nicht geknackt, wann ist etwas okay, wann ist etwas nicht okay.

 

Und auch so diese anderen Sachen – wann fängt etwas pünktlich an und wann nicht.

Ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass alles eh nie pünktlich anfängt. Und auf einmal standen da irgendwelche Zeremonien in`s Haus und mein Mann meinte nur: Bist du fertig, in einer viertel Stunde müssen wir los. Bevor wir zu Zeremonien gehen, müssen wir immer nochmal duschen. Das ist in anderen Teilen Indonesiens auch so, bevor du zu irgendwelchen religiösen Veranstaltungen gehst, gehst du ins Bad und duscht. Und ich war ziemlich perplex und meinte nur: Jaja, ich habe ja noch Zeit. Hier fängt doch nie was pünktlich an. Aber gerade Zeremonien sind sehr pünktlich. Und da darf man nicht zu spät kommen.

 

Gunda: Das ist das gleiche mit den Öffnungszeiten. Wann kannst du wohin gehen? Wann macht was früher zu? Für mich hat das keine Logik.

 

Katha: Für mich auch nicht. Aber offensichtlich hat es eine Logik für die Indonesier. Sie wissen das ja. Ein Problem am Anfang war für mich, dass ich nicht wirklich verstanden habe, wann man was isst. Also das typische Frühstück mit Brot und Marmelade oder Aufschnitt gibt es hier ja nicht. Es wird dreimal am Tag das Gleiche gegessen. Mittlerweile weiß ich besser, was man morgens isst und was am Abend. daraus ergibt sich dann auch, dass man diese Sachen entweder eher morgens oder abends zu kaufen bekommt. Bubur Ayam gibt es am Morgen. Das kann man mittags um 12 Uhr nicht mehr kaufen. Wenn ich mittags Lust habe auf Martabak, dann meint mein Mann, das gibts erst ab 18 Uhr.

 

Gunda: Ja. das ist ja eigentlich eine Süßspeise. Sehr süß mit viel Schokolade und Nüssen. Und merkwürdigerweise wird das abends gemacht. Wir würden das eher zum Frühstück essen. Wir machen das oft so, dass wir das kaufen und dann für morgens aufheben. Mit einem Kaffee ist das perfekt!

 

Katha: Ja ,gute Idee. Aber auch Öffnungszeiten von irgendwelchen Läden. da gibt es manchmal Sachen, da sagt mein Mann, dafür ist es schon zu spät. Das können wir jetzt nicht noch kaufen – andere Läden haben dann aber bis um 22 Uhr auf.

 

Wo du gerade auf das Essen kamst. Da habe ich auch noch etwas sehr Kurioses. Hier gibt es immer Reis und die Mahlzeiten sind nicht so klassisch eingeteilt in Frühstück, Mittag und Abendessen. Auf Bali gibt es ganz berühmt Babi Guling – Spanferkel. Hier auf Bali hat das einen riesigen Stellenwert. Es geht nichts über Babi Guling. Mir ist schon einige Male folgendes Kurioses in dem Zusammenhang passiert. Ich bin Vegetarierin, schon ganz lange. Damals in Deutschland wurde ich sehr oft gefragt, ob ich deshalb irgendwelche Mangelerscheinungen bzgl. meiner Ernährung hätte oder ob ich zusätzliche Sachen nehmen muss, zum Ausgleich.

 

Als ich dann das erste Mal nach Bali kam, war das hier ganz anders. Wenn die Leute hier mitbekommen haben, dass ich Vegetarierin bin, fanden sie das total toll. Haben gesagt, wie gut das für die Gesundheit ist. Viele haben auch gesagt, dass sie auch gerne Vegetarier wären, aber das leider nicht schaffen auf Fleisch zu verzichten. Ich fand das sehr interessant, weil es eine ganz andere Umgangsweise mit diesem Thema ist. Aber und jetzt kommt das Aber. Gerade bei Zeremonien gibt es als große Opfergabe ein Spanferkel. Mindestens eins, manchmal gibt es auch mehr. Das wird hinterher gemeinsam gegessen. Das ist das Highlight für die Balinesen. Da freuen sich auch immer schon alle drauf. Und mir wird das oft angeboten. Hier Katha, iss noch Babi Guling. Und wenn ich sage, nein danke, ich bin doch Vegetarier, dann sind alle immer mächtig erstaunt. Weil es ist doch Babi Guling!

Sehr kurios. Vegetarier sein ist also voll gut, aber Babi Guling muss man trotzdem essen (lacht).

 

Gunda: (lacht) Dazu fällt mir auch noch etwas ein. Mir ist es schon oft passiert, dass ich sage ich bin vegetarisch und sie sagen dann „Aber Hühnchen geht ja schon“. Sie verstehen das zwar mit dem vegetarisch, aber für sie ist Hühnchen trotzdem kein Fleisch. Es ist immer das Hühnchen, wo sie sagen „Naja, Hühnchen geht ja schon, das ist ja kein Problem“.

 

Katha: Das ist wie in Deutschland: „Da ist doch nur Speck drin“. Das mit dem Hühnchen ist mir hier tatsächlich noch nicht passiert, weil es auf Bali auch ein paar verschiedene Religions-Untergruppen vom Hinduismus gibt, die auch kein Fleisch essen bzw. komplett vegan leben. Da gibt es verschiedene, in meiner Familie z.B. Hare Krishna. Die haben nochmal spezielle Nahrungsvorschriften, an bestimmten Tagen dürfen sie bestimmte Sachen nicht essen.

 

Und es gibt ja auch doch ein paar Buddhisten, von der Religion her ist der Buddhismus glaube ich eher vegan. Wobei natürlich nicht alle Buddhisten hier vegan leben, aber so grundsätzlich besteht hier trotzdem ein Verständnis dafür. Sie fragen dann eher immer, ob ich das Ei will oder nicht, weil nur vegetarisch ja nochmal was anderes ist als vegan. Da ist das Verständnis hier glaube ich etwas größer, aber beim Babi Guling hört das Verständnis auf. Zumal es was anderes wäre, wenn ich es aus religiösen Gründen täte, aber sie wissen ja, dass es das bei mir nicht ist. Und daher verstehen sie es nicht.

 

Gunda: Das Nonplusultra.

 

Katha: Was mir bei Kurioses aber auch noch eingefallen ist, ist das Thema Geld. Grundsätzlich ist es hier auf Bali oft so, dass gerade Touristen, aber auch Menschen die hier schon länger leben, aber eben weißhäutig sind, doch mehr bezahlen als Einheimische. Mittlerweile kenne ich die Preise, aber als Besucher kenne ich die nicht unbedingt und es ist gesellschaftlich vollkommen akzeptiert, die Touristen so ein bisschen abzuzocken oder es zumindest zu versuchen. Das ist hier nicht mit Schande belegt und auch, glaube ich, weithin bekannt.

 

Das Witzige ist dann aber, dass die Leute, die das Dreifache auf den Preis draufschlagen damit überhaupt kein Problem haben. Wenn ich aber z. B. irgendwo bin, in einem kleinen Warung irgendwas esse und es kostet 38.000 Rupiah und ich gebe 40.000 und sage, sie können den Rest behalten, was ja selbst für Indonesier nicht viel ist, diese 2.000, dann sind ganz oft die Reaktionen völlig ungläubig und sie wollen mir das dann trotzdem rausgeben und bedanken sich überschwänglich, als ob ich jetzt den größten barmherzigen Akt vollführt hätte. Wo ich mir dann denke, wie passt das zusammen?

 

Das finde ich auch oft kurios, diese Reaktion auf Trinkgeld. Das mag in richtigen Touristen-Restaurants anders sein, da bin ich ja nicht so oft, das weiß ich nicht, wie es dort ist. Aber da ist ja oft Service-Tax schon mit drin. Das ist natürlich da, wo ich mir was zu essen hole, meistens nicht so. Da ist die Verwunderung doch immer schon sehr groß. Das finde ich sehr kurios, weil das passt für mich nicht so zusammen.

 

Gunda: Ja, weil du es dann freiwillig gibst, da sind sie dann erstmal total schockiert. Das passt überhaupt nicht.

 

Katha: Und als letzten Punkt, was mir noch Kurioses einfällt, sind die Verkehrsangelegenheiten, alles, was damit zu tun hat. Einerseits wird völlig chaotisch gefahren, aber es funktioniert ja trotzdem immer und es gibt auch unausgesprochene Regeln, an die sich alle halten. Wenn man zuerst schaut, denkt man der Verkehr ist ein völliges Chaos und es gibt überhaupt keine Regeln, aber es gibt doch ein paar, die sind aber eben ungeschrieben und unausgesprochen. Aber die Indonesier halten sich daran und manchmal sieht man auch den Unterschied, wenn Leute von anderen Inseln kommen, die den balinesischen Verkehr nicht so gewöhnt sind und anders fahren, z. B. aus Jakarta, wo ja man, glaube ich, ganz anders fährt als hier.

 

Die Balinesen sagen, das Gefährlichste am Verkehr hier sind die Touristen und das kann ich nur eindeutig bestätigen, weil die ja oft gar keine Ahnung haben und denken, jeder fährt hier, wie er will, ich fahr jetzt auch einfach mal so, wie ich will und so ist es halt einfach nicht. Das kann dann schon manchmal zu gefährlichen Konstellationen führen.

 

Und was Besuchern hier, glaube ich, auch als Erstes auffällt, ist die Kleidung der Balinesen auf dem Roller. Also wenn du Besucher bist und willst nicht auffallen, dann ziehst du dich lang an, lange Hose, lange Ärmel. Du erkennst die Touristen aus 1000 Meter Entfernung, weil das die sind mit knappen Klamotten und sogar teilweise nur im Bikini aufm Roller sitzen. Das würden Indonesier ja niemals machen, weil sie auch Sorge haben, dass ihre braune Haut noch dunkler wird und das wollen sie nicht. Deswegen tragen manche sogar Wollhandschuhe zum Fahren.

 

Gunda: Ich wollte es gerade schon sagen, diese Dinger zum Reinschlupfen, die schon am Roller festgemacht sind. Ich stell mir das auch total heiß darin vor. Irgendwie auch nicht so schön.

 

Katha: Aber das ist eben Sonnenschutz. Ich ziehe mittlerweile auch teilweise eine Jacke an, weil ich mir schon ordentlich die Haut verbrannt hab. Wenn du hier länger lebst, gibt es schon ein Hautkrebsrisiko, daher kann ich das mittlerweile verstehen. Auch wenn es bei ihnen andere Gründe sind, die Indonesier wollen eben nicht dunkler werden und so hell wie möglich sein.

 

Ein anderer Grund ist, dass sie Angst vor dem Wind haben. Indonesier haben Angst vor Wind, es gibt ja diese mysteriöse Krankheit Masuk Angin Das gibt´s nur hier, ich habe mich da früher immer ein wenig lustig drüber gemacht und mittlerweile kriege ich das selber.

 

Gunda: Du hast dich schon ganz schön gut angepasst.

 

Katha: Offensichtlich, ich kriege sogar schon die regionalen Krankheiten. Masuk Angin bedeutet, dass der Wind in deinen Körper reinkam und dann fühlst du dich krank, ein bisschen wie erkältet, ein bisschen Kopfschmerzen oder du musst viel niesen. Und das passiert durch Wind, aber interessanterweise nicht durch die Klimaanlage. In Deutschland bekam ich sowas eher durch Klimaanlagen, das ist hier völlig egal, die kann hier auf gefühlt -20 Grad stehen, da friert niemand. Aber wehe, am Abend kommt so´n laues Lüftchen, da wird´s gleich kalt und man braucht Jacken. Auch sehr kurios finde ich.

 

Gunda: Wobei ich sagen muss, dass das Krankheitsbild von Masuk Angin ja nicht fest definiert ist. Mein Mann und ich, wir hatten es neulich ein wenig im Magen und dann meinte er nur so, naja gestern Abend gab´s ja Wind. Ok?! Ich hatte zwar überlegt, was wir falsches gegessen haben, aber gut. Diese Krankheit äußert sich eben auch in verschiedenen Formen und Varianten (lacht).

 

Katha: Das stimmt, das kann alles Mögliche sein, wo du dich irgendwie unwohl fühlst. Du bist nicht richtig krank, aber du fühlst dich unwohl und das liegt dann am Wind. Es gibt da eine sehr schöne Therapieform, die ist auch sehr kurios. Ich weiß nicht, ob du das mal gemacht hast mit der Münze? Es gibt ein bestimmtes Öl, was man dafür benutzt, seit ich das kenne, nutze ich das Öl für alles. Und das ist ganz super, das Kayuh Putih. Also diese Öl-mit-Münze-Geschichte habe ich schon selber an mir ausprobieren lassen, meine Schwägerin und mein Schwager sind da mega Fans von. Da ging´s mir mal nicht gut nach einer Zeremonie, wo es geregnet hat und viel Wind war und da war die einhellige Meinung, dass es Masuk Angin ist und dann hab ich gesagt, na gut, dann macht das mal. Da wird dann Öl auf dem Rücken verteilt und mit einer Münze darüber geschabt.

 

Gunda: Der Rücken sieht auch dementsprechend aus hinterher, es hinterlässt Striemen.

 

Katha: Jaja, bei meinem Schwager sah man hinterher nichts, aber bei mir gab das richtig blaue Flecken. Das sah aus, als ob mich jemand ausgepeitscht hätte, ich hatte für 1 ½ Wochen komplett blaue Striemen am Rücken. Es tat nicht weh, es war eigentlich angenehm. Es war schon fest, aber ich habe keine Schmerzen gehabt dabei. Danach ist dir richtig warm, das heizt deinen Körper schon gut auf mit dem Öl. Ich bin danach erstmal nicht an den Strand, es sah schon übel aus. Es sind aber wohl auch Todesfälle durch Masuk Angin bekannt, ist nicht zu unterschätzen (lacht).

 

Gunda: (lacht) Alle aufpassen, dass keiner Masuk Angin bekommt! Ja schön, dann haben wir ja heute schon ziemlich spannende Sachen feststellen können. Vor allem auch interessant, dass die Dinge, die einem nach einiger Zeit auffallen, auf verschiedenen Inseln dann trotzdem ähnlich sind. Hat auch super viel Spaß gemacht diese Folge, fand ich klasse! Dann danke ich dir für deine Zeit und wir hören uns beim nächsten Mal. Mach´s gut!

 

Katha: Sehr gerne, bis zum nächsten Mal, ciao!

 

 

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