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Transkript

Herzlich willkommen bei Coconut-Talk, deinem Podcast über das Leben in Indonesien. Mein Name ist Gunda und gemeinsam werden wir die zahlreichen Inseln Indonesiens entdecken. Mari – los geht’s!

 

Gunda: Hallo und herzlich willkommen, selamat datang zu unserer heutigen Folge bei Coconut-Talk. Ich habe mich mal wieder mit Katha verabredet, die schon in der zweiten Folge bei mir war. Da haben wir ein ziemlich interessantes Gespräch über den Hinduismus geführt. Katha lebt auf Bali und hat einen balinesischen Ehemann – von dem her kennt sie sich da ziemlich gut aus.

Wir haben uns heute ein Thema ausgesucht, das eigentlich für jeden spannend ist, der überhaupt nach Bali kommt – vor allem auch für die Neulinge. Unser Thema heute ist „Do’s and Don’ts im Tempel und allgemein in Bali bzw. Indonesien“

Davor würde ich gerne noch ein paar Worte in eigener Sache loswerden. Wenn du mich kontaktieren willst, dann kannst du das gerne tun: über hallo@coconut-talk.com . Wenn dir die Folge gefällt oder allgemein der Podcast, darfst du mich gerne unterstützen indem du ihn abonnierst. Außerdem wäre es super hilfreich, wenn du eine kleine Bewertung hinterlässt – das funktioniert bei iTunes und bei Spotify, indem du einfach auf die fünf Sterne klickst. Wenn du noch das Gefühl hast, dass du jemanden kennst, den das interessieren könnte, dann wäre es natürlich super, wenn du diesen Podcast auch teilst.

Jetzt wünsche ich dir aber erstmal viel Spaß beim Zuhören bei unserer heutigen Podcast Folge!

 

Hallo Katha. Schön, dass du wieder bei mir bist heute.

 

Katha: Hallo! Ja, ich freue mich auch, dass es geklappt hat und wir wieder ein bisschen quatschen.

 

Gunda: Ja, dass du auch Zeit hattest. Wir haben es ein paar Mal probiert, bis es geklappt hat.

 

Katha: Heute ist es soweit, yes!

 

Gunda: Wir haben uns ja ein ganz spannendes Thema ausgesucht, und zwar Do’s and Don’ts im Tempel in Bali und vielleicht auch im Alltag. Da schauen wir mal, wie viel Zeit wir heute noch haben. Aber hauptsächlich eben was man beachten sollte, wenn man nach Bali kommt.

Du bist jetzt schon eine Weile auf der Insel – wie viele Jahre sind es jetzt?

 

Katha: 3 Jahre bin ich jetzt dauerhaft hier.

 

Gunda: Und da bist du auch schon voll in den Hinduismus eingetaucht durch deinen Mann. Viele kommen vor allem wegen den Traditionen und der Kultur nach Bali – und eben auch dem Hinduismus, weil er bei unserer westlichen Lebensweise doch ein bisschen faszinierend auf uns wirkt.

Was fällt dir denn da so als erstes auf, wenn du Urlauber in den Tempeln siehst? Gibt’s da ein paar bestimmte Sachen?

 

Katha: Ja. Was mir als erstes einfällt, ist die Kleiderordnung. Ich glaube das ist auch so das Offensichtlichste, woran sich nicht so gehalten wird, wie es eigentlich sein soll. Es ist aber halt dann auch so – das hast du, als du auf Bali warst, sicherlich auch bemerkt – dass die Balinesen selber sehr gutmütig wirken und nichts sagen, wenn jemand dem nicht ganz 100%ig folgt. Vor allem wenn es Touristen sind, da wird dann einfach auch mal nichts gesagt. Denn es gehört zur Kultur und wäre dann unhöflich, den Gast irgendwie darauf hinzuweisen, dass er oder sie einen Fehler macht.

Grundsätzlich ist es so, dass, wenn wir in den Tempel gehen – egal ob wir jetzt bei einer Zeremonie dabei sind oder nur zu Besuch sind und uns den Tempel anschauen wollen – sollten wir schon drauf achten, dass wir ordentlich angezogen sind. Ordentlich heißt in dem Fall ein T-Shirt, das über die Schultern reicht.

Ich sehe dann doch relativ viele Touristinnen mit Tanktop, weil man das eben anzieht oder so Spaghettiträger. Es ist ja auch heiß hier. Da wird auch oft nichts gesagt, eben weil Touristen immer Recht haben so ungefähr. Grundsätzlich, wenn es möglich ist, würde ich doch dazu raten, einfach ein T-Shirt anzuziehen – das ist eigentlich die Vorschrift – das die Schultern bedeckt. Das muss jetzt auch nicht irgendwie was ganz Besonderes sein. Es kann auch ein ganz einfaches T-Shirt sein für den Tempelbesuch – das reicht aus.

Die Männer sind übrigens auch betroffen. Ich weiß nicht, ob du das kennst: Männer, deren Shirts dann auch teilweise an den Seiten bis zur Hüfte runter aufgeschnitten sind. Das sind eigentlich nur solche Fetzen irgendwie. Also die Herren der Schöpfung sind da auch betroffen!

Wie gesagt, es wird schon oft toleriert, aber ich sag mal, wenn man interessiert ist, sich umsichtig zu verhalten, dann einfach ein T-Shirt anziehen. Da kann man ja auch was Lockeres in diesen Rucksack schmeißen oder irgendwas, was man dann immer dabei hat.

Und untenrum sollte es ein Sarong sein. Ein Sarong ist so eine Art Wickelrock-Tuch, das es auch in anderen Orten gibt. In anderen Regionen Indonesiens wird es auch getragen. Das ist im Prinzip einfach ein großes Tuch, das dann um die Hüfte gebunden wird. Es gibt dann schon eine spezielle Art zum Binden, aber ich sag mal als Tourist oder Ausländer muss man das jetzt nicht 100% befolgen.

Einfach so rumwickeln wie ein Handtuch, wenn man aus der Dusche kommt, das reicht. Und normalerweise gehört dann auch noch ein Tempelschal obendrauf. Das ist wie ein Tuch oder ein Schal, der um die Hüfte gebunden wird. Das ist eigentlich das komplette Outfit.

Den Sarong und den Schal gibt’s auch oft zum Ausleihen bei Tempeln, wobei man dann häufig extra zahlen muss. Aber es gibt hier auch ganz viele relativ günstig irgendwo an der Straße oder auf Märkten zu kaufen – auch in bunt und schön. Das ist ja auch ein schönes Souvenir, das man mit nach Hause nehmen kann. Das lohnt sich dann schon, sowas auch selber anzuschaffen.

Traditionell wäre für die Balinesen, wenn sie in den Tempel gehen oder zu großen Zeremonien gehen, obenrum nicht nur ein T-Shirt anzuziehen, sondern eine schöne Bluse. Es gibt ja hier spezielle auf Bali oder auch in anderen Regionen Indonesiens – die haben dann alle ein bisschen einen anderen Stil. Das Ding heißt Kabaia und das gibt es in verschiedenen Ausführungen. Für die Herren ist es meistens einfach ein schickes Hemd mit Knöpfen vorne und Kragen.

 

Gunda: Spannend.

Ja, man kriegt ja auch meistens, wenn man an einen Tempel kommt und nichts dabei hat, gleich irgendwie einen Sarong in die Hand gedrückt. Aber es ist natürlich viel schöner, das selber einzukaufen. Ich meine es ist ja auch irgendwie praktisch, wenn man an den Strand will oder so, da kann man das auch als Handtuch Ersatz nehmen. Ich habe da schon auch einige daheim liegen, da kann man dann die schöneren für den Tempel benutzen.

 

Katha: Genau. Ich hatte mir bei meinem allerersten Bali Aufenthalt 2016 auch gleich einen gekauft. Ich hab den dann mit nach Deutschland genommen damals und in Deutschland wusste ich nicht so richtig, was damit anfangen soll. Der war zu schön, um irgendwie draufzusitzen, aber ich habe den dann als Tischdecke benutzt.

 

Gunda: Super, das ist auch eine Idee!

Wie ist das dann, wenn man in den Tempel rein geht? Also man weiß im ersten Moment nicht so ganz, was man machen soll, was auf einen zukommt und was da so passiert. Wie sollte man sich denn da verhalten und was sollte man dann bleiben lassen?

Ich meine im Hintergrund hält man sich ja meistens sowieso ein bisschen, aber wie wird man denn behandelt? Kann man da vielleicht auch einfach mitmachen – wie sieht’s denn da aus?

 

Katha: Also, wenn du den Tempel einfach so besuchst und den nur mal anschauen wolltest, dann hältst du dich am besten unauffällig im Hintergrund. Es kann aber auch wirklich passieren, dass du direkt eingeladen wirst. Es kann auch passieren, dass du gar nicht vor hattest, in einen Tempel zu gehen und einfach Balinesen kennenlernst – z. B. wenn du irgendwo in einer Unterkunft lebst und die Besitzerfamilie geht zu einer speziellen Zeremonie – dass sie dich dann auch einladen und sagen: Komm doch mit, wenn du Lust hast!

Grundsätzlich ist es hier sehr offen und alle dürfen auch mitmachen. Ich durfte auch sofort immer dabei sein bei den Zeremonien. Wenn du Lust darauf hast und in einem Tempel bist und du siehst, dass eine Zeremonie im Gange ist, dann darfst du auch jederzeit fragen ob du mitmachen kannst. Die Leute freuen sich darüber total. Du musst dir aber im Klaren sein, dass es je nachdem auch ein bisschen länger dauern könnte und solltest dafür ein bisschen Zeit mitbringen.

 

Gunda: Ein guter Tipp!

 

Katha: Es kann ein bisschen länger dauern, aber muss nicht – je nachdem.

Du wirst sehr häufig auch einfach dazu eingeladen und es ist wirklich sehr offen. Die Balinesen freuen sich, wenn du da Interesse zeigst und mitmachen möchtest.

Ich erkläre vielleicht erstmal grundsätzlich was du tun kannst, wenn du nur zu Besuch in den Tempel kommst bzw. du nur den Tempel anschauen wolltest und da ist jetzt eine Zeremonie. Du solltest dich auf jeden Fall ein bisschen im Hintergrund halten.

Was du gar nicht machen solltest ist, vor den Leuten, die am Boden sitzen und beten, rumzulaufen. Normalerweise beten sie in eine bestimmte Richtung, was du dann auch siehst, je nachdem wie sie sitzen. Also du solltest nicht vor ihnen rumlaufen. Das klingt jetzt zwar selbstverständlich, aber ich habe das auch schon gesehen.

Wenn du an Leuten vorbei gehst – das gilt jetzt nicht nur im Tempel, sondern auch im Alltag und ich glaube das ist auch in anderen Regionen von Indonesien so – wenn du an jemandem vorbei gehst, der auf dem Boden sitzt, dann läufst du nicht einfach aufrecht an dem vorbei, sondern beugst dich ein bisschen runter und machst dabei die rechte Hand ein bisschen nach vorne. Du kannst das mal beobachten, wenn du in Indonesien bist, da siehst du das sicherlich. Und die Leute sagen dann auch „permisi“ – das heißt „Entschuldigung“ und schleichen sich dann ein bisschen geduckt vorbei. Also wenn du das machst, dann bist du schon schön cool.

 

Gunda: Dann bist du ein Profi!

 

Katha: Genau, das ist der Profi-Trick. Manchmal muss man einfach an Leuten vorbeilaufen, die schon auf dem Boden sitzen – gerade, wenn es sehr voll ist, da hast du vielleicht keine andere Wahl.

Wenn Du möchtest, darfst du auf jeden Fall fotografieren. Das ist im Prinzip hier in auf Bali kein Problem. Was natürlich höflich ist, wenn du vorher irgendwie andeutest, ob du ein Foto machen darfst. Du kannst ja indirekt fragen, indem du auf dein Handy oder deine Kamera zeigst und ein fragendes Gesicht machst. Ich habe jetzt noch nie erlebt, dass die Leute das abgelehnt hätten. Vor allem machen die Balinesen selber im Tempel die ganze Zeit Selfies und sind mit ihrem Handy beschäftigt – das ist kein Problem

Man darf auch Priester und Priesterinnen fotografieren. Das ist jetzt nicht so, dass das ein totales NoGo wäre. Aber, wie gesagt, spring halt nicht vor allen anderen durch und halt den Leuten deine Kamera direkt vors Gesicht – das erklärt sich eigentlich von selber!

Aber Fotografieren ist auf jeden Fall in Ordnung, das darfst du machen.

 

Gunda: Ich denk, das ist auch ganz wichtig, dass man das sagt. Denn eigentlich ist es ja das Wichtigste, wenn man unterwegs und im Urlaub ist, dass man da Erinnerungen mitnimmt und schöne Sachen festhält.

 

Katha: Genau und es ist ja auch interessant und sieht schön aus. Meistens ist dann auch zur Zeremonie richtig toll geschmückt und die Leute haben sich in schicke Kleidung geworfen und sowas. Das möchte zu Hause auch vielleicht jemand sehen. Also das ist vollkommen in Ordnung, zu fotografieren. Einfach ein bisschen rücksichtsvoll sein und dann passt das schon.

Wenn du jetzt eingeladen wirst auf eine Zeremonie, das ist auch ganz spannend. Das kann passieren und wenn du darauf Lust hast, dann mach das auf jeden Fall mal mit – es ist sehr interessant.

Kleiderordnung habe ich ja schon erzählt – wenn du jetzt nicht so das passende Outfits hast, kannst du auch immer die Leute, die dich eingeladen haben, fragen, ob sie dir vielleicht was ausleihen können. Je nachdem, wie groß du bist, könnte es schwierig werden, weil Balinesen meistens ein bisschen kleiner und schlanker sind als der Durchschnittseuropäer. Aber meist sind sie da behilflich und versuchen, was auszuleihen. Oft haben sie auch alles in tausendfacher Ausführung zu Hause – da kannst du was ausleihen.

Im Normalfall werden für dich auch die Opfergaben, die im Tempel benutzt werden zur Zeremonie organisiert. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass sich die eingeladene ausländische Person selber drum kümmern musste. Das sind in der Regel so kleine Schälchen mit verschieden farbige Blumen.

Und dann gehst du mal mit in den Tempel. Dort läuft es normalerweise so ab, dass sich vor dem Tempel, also draußen – es ist immer alles draußen, es ist gibt kein Haus – dass sich da hingesetzt wird. Es ist meistens ein großer Platz mit einem Boden, häufig ein Betonboden.

Da setzt du dich hin und wichtig dabei ist, dass du die Füße nicht nach vorne Richtung Tempel streckst, wenn du dich hinsetzt. Das gilt, glaube ich, auch überall in Indonesien im Alltag. Wenn du dich hinsetzt, musst du aufpassen, wo deine Füße hinzeigen, vor allem, wenn du ein bisschen erhöht sitzt und die Füße nach vorne streckst. Da solltest du die Fußsohlen nicht den anderen Leuten entgegenstrecken. Das gilt hier überall als ziemlich unhöflich, weil die Fußsohlen eher dreckig sind. Das ist jetzt kein Körperteil, was du anderen entgegen strecken solltest.

Und das gilt auch im Tempel. Für Leute, die Probleme haben, sich auf den Boden zu setzen, kann man auch immer fragen, ob es vielleicht irgendwo einen Pavillon oder Stufen gibt, auf die man sich setzen kann. Ansonsten bist du im Schneidersitz ganz gut aufgehoben. Dafür musst du aber gucken, dass dein Sarong nicht so eingewickelt ist, dass du dich überhaupt nicht mehr bewegen kannst.

 

Gunda: Oder dass er beim Aufstehen auf einmal am Boden liegt.

 

Katha: Ja, dafür ist er meistens schon relativ eng zugeknotet, fast eher zu eng.

 

Gunda: Da kann ich jetzt eine kleine Geschichte von meinem Mann erzählen – also nicht direkt von ihm. In Java sind sie ja immer in den Moscheen und tragen da ihre Sarongs – das ist ja eigentlich das Gleiche. Da hat er mir mal erzählt, als er noch ein Junge war, war dort ein Mann mit seinem Sarong gesessen, der sich dann irgendwie aufgestellt hat. Der Sarong hatte sich allerdings gelöst und blieb auf dem Boden, obwohl er schon stand.

Ich weiß jetzt nicht, wie es bei euch ist, aber es ist schon häufig der Fall, dass da nicht immer unbedingt was unten drunter angezogen wird und nicht unbedingt Unterwäsche da ist. Das kann dann auch etwas peinlich werden!

 

Katha: Grundsätzlich, glaube ich, wird hier meistens schon Unterwäsche drunter getragen. Aber ja, ich habe das schon auch mitbekommen, dass dann vor allem Männer nur schnell aus dem Bett steigen und sich einen Sarong umbinden.

Mein Mann z. B. lässt einfach seine komplette kurze Hose unter dem Sarong an. Bei Männern wird das aber auch noch mal ein bisschen anders gebunden. Ich mache das so, dass ich eine dünne Stoffhose, die ich z. B. auch am Strand anziehe, einfach drunter anlasse. Es ist tatsächlich noch nie passiert, dass der Sarong weggerutscht ist, aber wer weiß.

 

Gunda: Sicher ist sicher.

 

Katha: Ja, also wenn es doch passiert, dann steht man immerhin nur in so einer kurzen Hose da – das ist dann nicht ganz so schlimm!

Also, wo waren wir stehen geblieben? Beim Schneidersitz! Schneidersitz ist ok. Die Damen auf Bali setzen sich normalerweise in einen Diamantsitz. Also die Füße nach hinten quasi auf den Knien und dann hinten auf die Fersen setzen. Ich persönlich kann das nicht lange aushalten und nicht die ganze Zeremonie so sitzen. Wer das kann, ok – ich kann es nicht.

Ich sitze einfach im Schneidersitz und setze mich entweder auf meine Flip-Flops drauf oder schieb mir die Flip-Flops unter die Knöchel von meinen Füßen, denn irgendwann drückt das dann doch auf dem harten Boden sind bisschen. Das nochmal als Pro-Tipp!

Grundsätzlich würde ich raten, wenn du in den Tempel gehst, keine geschlossenen Schuhe anzuziehen, sondern Flip-Flops. Weil du sie eben spätestens zum Hinsetzen ausziehst und das ist mit geschlossenen Schuhen – wenn du da erst raus musst und hast am Ende noch Socken drin an – ist es nervig.

Wenn du bei der Zeremonie teilnimmst, wird sich normalerweise in Reihen nebeneinander und dann hintereinander hingesetzt. Das siehst du dann – mach einfach das nach, was du siehst. Es ist auch überhaupt nicht schlimm, wenn du fragst, was du zu tun hast oder wenn du es irgendwie nicht blickst. Das ist überhaupt kein Problem hier.

Dann kommt es ein bisschen drauf an, ob es eine große Zeremonie ist, wo wirklich ein richtiger Hohepriester anwesend, dann wird der vielleicht sogar schon angefangen haben, ohne dass du es mitkriegst. Also der oder die – es gibt auch Frauen als Hohepriesterinnen – sitzt irgendwo, meistens ein bisschen erhöht, und hat seine kleine Glocke. Er klingelt dann mit der Glocke und macht allerhand sehr magische Zeremonien mit Blumen und Wasser.

Wenn du erspähen kannst, wo diese Person sitzt, dann guck ruhig ein bisschen genauer hin. Das ist sehr interessant, was die machen. Die machen dann auch Gesten mit den Händen und murmeln Mantras und sowas – das ist alles schon sehr spannend.

Die Menschen, die im Tempel sitzen, die interessiert es meistens nicht so. Die sind da weder aufmerksam dabe,i noch sind sie leise in der Zeit. Es wird geredet, gelacht und rumgelaufen und Fotos gemacht und so…

 

Gunda: Ja, die haben es halt oft genug erlebt, oder?

 

Katha: Ja und ich glaube, das ist auch einfach nicht so – wie soll ich sagen – ich glaube in der Zeit bedarf es nicht der Aufmerksamkeit dieser Menschen, weil sie wissen, dass es der Job vom Priester ist. Da müssen sie jetzt nicht mitmachen.

Also wenn ich jetzt dran denke, wie es in der katholischen Kirche in Deutschland oder so ist, wenn da der Priester was macht, dann hören natürlich alle zu und sind ganz gespannt, weil das die Aufgabe der Menschen ist. Hier im Tempel während der Zeremonie ist es aber eben nicht die Aufgabe der Menschen zuzuhören, sondern später wird gemeinsam gebetet und da sind die Leute dann auch noch ruhig und machen mit und konzentrieren sich. Aber ich glaube es ist gar nicht unbedingt nur weil sie es schon so oft gesehen haben, sondern weil das einfach nicht ihre Aufgabe ist, da genau zuzuhören. Das ist der Job vom Priester, der die Zeremonie macht und die anderen sind dann aufmerksam, wenn’s von ihnen verlangt wird.

Aber als Besucher ist es natürlich interessant. Du kannst dich auch mal ein bisschen umschauen, wo denn der oder die Priesterin ist und was die Person denn macht. Das ist ganz spannend. Je nach Zeremonie dauert das dann eine ganze Weile. Manchmal wenn du nicht mitbekommst, dass der Priester schon angefangen hat, fragst du dich vielleicht, was eigentlich passiert und worauf alle warten. Gerade am Anfang, als ich es noch nicht so richtig geblickt habe, habe ich mich immer gefragt, warum nichts passiert und worauf wir warten.

Manchmal warten wir auch tatsächlich, dass der Priester erst kommt, dass er vielleicht noch gar nicht da ist und eine andere Zeremonie vorher hat. Manchmal ist er auch einfach schon da und ich habe es nicht mitbekommen. Denn das ist jetzt auch nicht sonderlich laut, wenn man weit weg setzt und die Leute um einen rum reden. Da kriegst du das auch gar nicht mit, dass die Person bzw. der Priester schon angefangen hat.

Aber du wirst es spätestens dann mitkriegen, wenn es losgeht zum Beten. Das ist dann auch immer ein völliger Überforderungsmoment für Besucher, denn das Beten erfolgt in einer bestimmten Abfolge. Es gibt ein bestimmtes Ritual, wie gebetet wird.

Es gibt immer Räucherstäbchen und Blumen, das sind die Hauptbestandteile. Du wirst dann eine Schale oder irgendein Gefäß mit bunten verschiedenfarbigen Blumen vor dir haben und normalerweise auch ein Räucherstäbchen.

Der Ablauf wird je nach Zeremonie immer ein bisschen erweitert, aber im Prinzip läuft es immer nach dem gleichen Schema ab. Die erste Runde zu beten ist mit leeren Händen. Es kommen keine Blumen rein und die Hände werden aneinander gelegt, wie man das kennt und oben vor die Stirn gehalten. Wo du sie hin hältst, ist im Prinzip eigentlich auch egal. Das kannst du machen, wie du willst.

Manchmal wird vorher noch ein gemeinsames Mantra gesprochen. Wenn das passiert, kannst du einfach sitzen, vielleicht die Augen schließen und es einfach auf dich wirken lassen. Ich kann das nicht mit sprechen. Das ist irgendwie – ich weiß gar nicht, welche Sprache das ist – eine Mischung aus Altjavanisch und Sanskrit. Also ich kann es nicht.

Die erste Runde beten ist ohne irgendwas in den Händen. Was du dir grundsätzlich merken kannst: Bevor die Hände nach oben gehen, wird entweder das, was du in den Händen hast – die Blume oder nur deine Hände – im Rauch von den Räucherstäbchen gereinigt. Der Rauch von den Räucherstäbchen hat quasi eine reinigende Wirkung. Du machst mit deinen Händen eine Wasch-Bewegung über dem Rauch.

Bei der ersten Runde nimmst du die leeren Hände einfach hoch zur Stirn, so zusammengelegt. Was du dann in dem Moment denkst oder machst, ist ganz dir überlassen, wenn du da mitmachst. Wenn mit Priester gebetet wird, wirst du an der Glocke hören, wann es zu Ende ist. Solange der Bet-Durchgang läuft, ist es ein gleichmäßiges „bim bim bim bim bim“ und zum Ende hin ist es ein durchgehendes „klingeling“ – das hörst du dann.

Im nächsten Durchgang wird’s normalerweise eine weiße Blume oder eine gelbe Blume sein. Da musst du dann schauen, was du in deinem Körbchen vor dir hast. Du kannst auch immer ein bisschen gucken und normalerweise, wenn du jetzt da zu Besuch kommst, helfen dir die Leute um dich rum auch. Die wissen, dass das irgendwie kompliziert ist und du das nicht weißt.

Die weiße oder die gelbe Blume steht quasi für Gott bzw. für das höchste Wesen. In der Runde wird diesem höchsten Wesen zu Ehren gebetet. Du machst im Prinzip wieder genau das gleiche. Du nimmst diese Blume und reinigst sie kurz im Rauch. Dann klemmst du sie dir oben zwischen die Fingerspitzen und hältst auch wieder deine Hände hoch.

Dann kommt ein weiterer Durchgang mit gemischten bunten Blumen. Da zupfst du dir einfach von dem, was du da so hast, ein bisschen was zusammen, damit es bunt und gemischt ist. Dann auch wieder der gleiche Spaß: reinigen im Räucherstäbchen-Rauch und kurz hoch zur Stirn.

Wie gesagt, wie lange das ist, hörst du an der Klocke. Ansonsten, wenn es ohne Priester stattfindet, macht es jeder so ein bisschen, wie er will. Du kannst auch, wenn du dir nicht so sicher bist, am Anfang ein bisschen die Augen öffnen und ein bisschen gucken. Aber normalerweise sind diese Bet-Runden nicht sehr lange. Ich bin jetzt schlecht im Schätzen, aber ich würde sagen, dass es sicherlich unter einer Minute ist. Also es ist nicht ewig lang.

 

Gunda: Und im Endeffekt kann jeder eigentlich denken, was er will. Also es gibt jetzt nicht irgendwie eine Vorgabe, dass man sagt: ok, jetzt beten wir für das und das, sondern das kann irgendwie jeder in seinem Kopf für sich selber entscheiden.

 

Katha: Gibt’s auch. Also es kommt natürlich drauf an, für was diese Zeremonie ist. Der Priester sagt, glaube ich, auch manchmal Sachen an. Aber ich sag mal, du verstehst es ja nicht unbedingt. Letztlich ist es natürlich dir überlassen und es kann ja jetzt auch niemand in deinen Kopf schauen.

Und ganz ehrlich: Die ersten paar Male, wo ich mitgemacht habe, war ich so überfordert, dass ich die richtige Blumen nehme, dass ich mich wirklich auf irgendwas konzentrieren konnte in dieser kurzen Zeit. Mir persönlich ist es auch immer ein bisschen zu kurz. Ich brauche immer so einen Moment, um irgendwie reinzukommen und dann ist es meistens schon wieder vorbei.

Also die zweite Runde war mit gemischten bunten Blumen. Diese Gebetsrunde geht zu Ehren der Vorfahren des Tempels, in dem du bist. Im balinesischen Glauben leben die Seelen der Ahnen im Tempel und diese erste gemischte Blumenrunde geht quasi zu Ehren von denen.

Dann gibt’s danach eine zweite gemischte Blumenrunde, die ist für dich – also da ist bist du dran. Normalerweise, wenn du fertig bist mit dem Beten, legst du die Blumen auf den Boden – wobei das alle auch immer so ein bisschen unterschiedlich handhaben. Auf jeden Fall geht diese zweite bunte Blumenrunde zu deinen Ehren. Da steckst du dir normalerweise die Blumen hinter die Ohren, nachdem du die Hände wieder runter genommen hast. Du teilst die Blumen einfach links und rechts auf in zwei kleine Büschel und steckst sie dir hinter die Ohren.

Deswegen wirst du auch sehen, wenn Balinesen aus dem Tempel kommen, dass sie Blumen hinter den Ohren haben. Das ist eben von dieser zweiten gemischten Blumen-Gebetsrunde.

Wenn es eine spezielle Zeremonie ist, kommen manchmal noch spezielle Blumen oder gemischte Blumen hinten dran. Aber im Normalfall, wenn es nur eine ganz normale Zeremonie war, dann ist es schon zu Ende. Es gibt noch eine Abschlussrunde, die wieder mit leeren Händen ist – quasi so als Verabschiedung. Dann ist der Gebetsteil vorbei.

Meistens, wenn es eine Zeremonien mit Priestern ist, gehen die – ich sage jetzt mal – Hilfspriester oder eben Familien-Priester, die im Tempel dabei sind, mit dem heiligen Wasser und dem heiligen Reis rum.

Das ist auch ganz spannend und du kannst ein bisschen schauen, was bei den anderen passiert. Du bleibst eigentlich genauso sitze, wie du vorher saßt. Dann öffnest du deine Hände links und rechts – also du hältst sie mit den Handflächen nach oben und dann kommt der Priester mit dem heiligen Wasser und besprenkelt dich erstmal. Dann legst du die Hände vor dir übereinander, mit den Handflächen nach oben. Jetzt sieht man das natürlich nicht, das ist ein bisschen schwierig – aber, dass die Hände wie eine kleine Schale bilden. Dabei ist eigentlich nur wichtig, dass die rechte Hand oben liegt, weil die linke Hand – das ist, glaube ich, in ganz Indonesien so – als unrein gilt.

Das ist auch auf Bali so. Da können wir ja gleich noch drauf eingehen, wie das ist mit der linken Hand. Das mit den Füßen haben wir ja schon abgeklärt, aber bei der linken Hand gibt‘s auch ein bisschen was zu beachten.

Auf jeden Fall sollte die rechte Handfläche oben liegen.  Da bekommst du das heilige Wasser rein, und zwar dreimal. Du nimmst dann deine Hand zum Mund und trinkst das dreimal. Du musst es nicht in echt trinken. Es schmeckt aber tatsächlich ganz gut.

Ich bin mir immer nicht so sicher – ich glaube, es ist jetzt nicht unbedingt mit Trinkwasser, sondern mit Leitungswasser gemacht, aber oftmals wird es gekocht und geräuchert für ganz lange. Ich bin mir nicht so sicher, aber ich habe es bis jetzt immer getrunken und es ist nie was passiert. Das ist auch nur ganz wenig.

Normalerweise schmeckt es sehr blumig und rauchig irgendwie. Also wenn du mutig bist, kannst du es probieren. Wenn nicht, dann tust du nur so, indem du deine Hand zum Mund führst. Danach wird das heilige Wasser noch dreimal über den Kopf und das Gesicht getan.

Dann nimmst du dir mit der rechten Hand aus dem kleinen Schälchen, das der Priester dabei hat, den heiligen Reis. Der kommt mindestens auf die Stirn. Du brauchst dir nicht ein halbes Kilo Reis auf die Stirn klatschen – das sehe ich immer bei Kindern und bei Besuchern, die dann ein halbes Kilo Reis auf der Stirn haben.

 

Gunda: Fürs Mittagessen noch der Rest.

 

Katha: Ja, genau. Aber es ist nicht gekocht – du müsstest ihn dann also noch kochen.

Meistens 1:44] Und meistens macht man sich ein bisschen an den Hals, an die weiche Stelle zwischen den Schlüsselbeinen. Wie  genau mit dem Reis verfahren wird, da gibt’s noch unterschiedliche Sachen. Das kommt aber immer ein bisschen auf die Personen und auf die Familie an. Aber die zwei Sachen sind eigentlich immer dabei. Wenn du das machst, dann bist du eigentlich schon top dabei, wenn du die Zeremonie überstanden hast, mit all den Blumen und allem.

Meistens gehen die Familien danach Hause. Sie nehmen die Opfergaben, die sie in den Tempel gebracht haben, wieder mit – zumindest einen Teil. Der Teil mit den Lebensmitteln kommt wieder mit und der Teil mit den Blumen bleibt im Tempel. Dann werden im Normalfall zu Hause gemeinsam die Sachen gegessen, die in den Opfergaben drin waren. Das ist meist gebratenes Hühnchen und ganz viele Früchte. Manchmal auch sowas wie Kekse und Schokolade – eben Süßkram.

Das ist der Tempelbesuch, ganz spannend.

 

Gunda: Sehr gut. Also ich habe es noch nie mitgemacht, aber ich werde es das nächste Mal auf jeden Fall drauf ankommen lassen und genug Zeit einplanen.

 

Katha: Genau. Du weißt ja, wie das in Indonesien immer ist. Manchmal verschiebt sich zeitlich und wenn es heißt, es geht um 10 Uhr los – dann geht es doch irgendwie später los. Also einfach ein bisschen flexibel sein.

 

Gunda: Was mich jetzt noch interessiert, wie ist das mit den Opfergaben? Also in Bali sieht man sie ja überall: an den Autos, den Motorrädern, vor den Häusern natürlich, in den kleinen Tempeln, aber auch vor jedem Laden und jeder Tür. Das ist natürlich wunderschön, wenn man dadurch Bali läuft und überall diese kleinen bunten Opfergaben sieht. Aber manchmal sind die Straßen so eng oder ich sag mal, man schaut ja nicht immer auf dem Boden, dass man da auch ab und zu mal drauf tritt.

Wie ist das denn? Ich habe mich das oft gefragt am Anfang – ist das arg schlimm, passiert da irgendwas oder hat man irgendwie schlechte Energien auf sich gezogen? Wie sieht’s denn damit aus?

 

Katha: Das habe ich mich am Anfang auch gefragt und war immer total geschockt und hatte voll das schlechte Gewissen, wenn ich auf eine Opfergabe drauf getreten bin. Aber das ist überhaupt gar kein Problem. Es ist wirklich nicht schlimm, wenn du drauf stehst. Klar solltest du jetzt nicht mit Absicht drauf hüpfen, aber wenn du aus Versehen drauf stehst, ist es überhaupt gar kein Problem.

Es könnte für dich eins werden, wenn noch ein brennendes Räucherstäbchen drin war und du das an deine Haut kriegst. Das ist natürlich nicht so schön und aus dem Grund solltest du schon aufpassen – aber du hast bestimmt kein schlechtes Karma, wenn du aus Versehen auf eine Opfergabe trittst.

Das passiert den Balinesen selber, denn wie du sagst, sind sie einfach überall. Sobald die Person, die diese Opfergabe gemacht hat, sie abgelegt hat und fertig mit der kleinen Mini-Zeremonie ist, ist die Opfergabe quasi benutzt und eigentlich neutral. Danach ist es kein Problem, wenn du da drauf stehst.

Du wirst vielleicht auch öfter sehen, dass Tiere kommen, z. B. Hunde oder Katzen und irgendwelche kleinen Sachen, die in den Opfergaben drin sind, rausstehlen, rausschlabbern oder sie anknabbern oder irgendwas. Mach dir da keine Gedanken oder Sorgen, das ist vollkommen in Ordnung. Es ist dir keiner böse und es schaut dich auch keiner schief an. Es passiert einfach und es lässt sich eigentlich nicht vermeiden. Die Bedeutung ist eigentlich schon abgeschlossen und erledigt – von daher ist es auch kein Problem mehr. Also keine Sorge, wenn du auf Opfergaben stehst.

 

Gunda: Das ist ganz gut, wenn wir das jetzt noch mal erwähnt haben.

 

Katha: Definitiv, ja.

 

Gunda: Jetzt noch was anderes: Wir haben es vorhin schon mal gehabt wegen der linken Hand. Ich würde das jetzt auch schon fast abschließend machen – wie sind nämlich schon wieder über unsere Zeit.

Wir hatten das Thema kurz mit den Füßen, die gelten als schmutzigster Teil vom Körper, weil man damit auch auf dem Boden die ganze Zeit läuft. Ich kenne das auch aus Thailand. Dafür ist aber der Kopf etwas sehr heiliges bzw. der höchste Ort am Körper. Daher soll man auch den Leuten nicht wirklich an den Kopf fassen. Auch bei Kindern jetzt nicht auf den Kopf tätscheln – das wird eher als respektlos aufgefasst.

Was hat es denn mit der linken Hand auf sich? Was kannst du uns denn da erzählen?

 

Katha: Ja, also im traditionellen indonesischen Badezimmer gibt’s kein Toilettenpapier. Vielleicht hast du das, wenn du in Bali-Urlaub bist, irgendwo schon gesehen: diese Popo-Dusche bzw. Spray-Ding oder Spray-Pistole. Das ist dann aber auch schon die moderne Variante. Die richtig traditionelle Variante im Badezimmer – wenn du überhaupt ein Badezimmer hast und nicht zum Fluss gehen musst, denn das gibt’s ja auch – ist, dass du dich mit einem kleinen Eimerchen wäscht.

Das hast du vielleicht auch schon gesehen, wenn du irgendwo unterwegs warst in Indonesien, dass im Bad ein kleines Schöpfeimerchen steht. Und die traditionelle Variante ist, dass du Wasser nimmst. Es gibt ja diese Hocktoiletten, keine Sitztoiletten wie in Europa oder bzw. als ich jung war, gab es diese Hocktoiletten in Frankreich auch noch, aber ich sag mal, in Deutschland eher nicht.

Hier gibt es diese Hocktoiletten und damit lässt sich eigentlich ganz wunderbar alles reinigen, was gereinigt werden muss. Mit diesem Schöpfeimer voll Wasser in der rechten Hand und daneben die linke Hand zum abwaschen. Aus diesem Grund gilt die linke Hand eigentlich überall als unrein.

Und wenn du dir das Bild vor Augen holst, dann weißt du auch warum. Deswegen wird hier normalerweise alles mit der rechten Hand gemacht. Wenn du etwas gibst oder nimmst, z. B. Geld, machst du das mit der rechten Hand. Klar wird dir als Tourist, wenn du als Besucher kommst, es verziehen, wenn du das nicht machst, weil du das nicht weißt.

Aber grundsätzlich, wenn du einmal dieses Bild von dieser Toilette mit der linken Hand in deinem Kopf hattest, dann wirst du das wahrscheinlich nicht mehr so schnell machen.

Geben und Nehmen nicht mit der linken, sondern mit der rechten Hand.

 

Gunda: Auch essen, ja.

 

Katha: Essen, genau. Auf jeden Fall. Die Linke nimmst du eigentlich wirklich nur zur Unterstützung irgendwie. Genau, also geben und nehmen und essen und alles mit der rechten Hand! Und was du gesagt hast mit dem Kopf – das ist wahrscheinlich in ganz Indonesien so bzw. mindestens auf Bali. Der Körper wird von oben nach unten immer unreiner und im Prinzip gilt alles, was sich unterhalb der Gürtellinie befindet, als unreiner Part. Deswegen nutzen Balinesen auch diesen Tempel-Schal, der die beiden Regionen voneinander abgrenzt – das ist die Symbolik dahinter.

Und den Kopf sollte man nicht anfassen, gerade auch bei Kindern – insbesondere bei Kinder, die ja noch mal als besonders rein und unschuldig gelten. Die sollte man eigentlich gar nicht anfassen. Die Indonesier machen es zwar selber die ganze Zeit, aber von der Theorie her sollte man sowas nicht tun. Vor allen Dingen nicht am Kopf rum tätscheln.

Was ich auch wichtig finde, ist das Hinsetzen. Du solltest dich nicht irgendwo mit deinem Hinterteil z. B. auf einen Tisch setzen oder sowas. Das ist auch vollkommen unangebracht. Oder die Füße hochlegen, wie auf den Couchtisch oder sowas – das ist auch ein großes No-Go.

Ich habe es tatsächlich mal gesehen – das muss ich jetzt noch kurz erzählen, weil es war ein krasses Erlebnis in Ubud. Ubud ist ja diese spirituelle Hippie Hochburg, sag ich jetzt mal. Ich war da in einem Restaurant verabredet, sonst wäre ich vielleicht nicht unbedingt rein. Das war ein roh veganes Restaurant, wo es nur roh vegane Sachen gibt und wo man vor der Tür seine Schuhe stehen lässt. Drinnen waren alle Leute barfuß und es gab viele niedrige Sofas mit niedrigen Tischen davor.

Es kam dann so ein Typ rein, so ein Ultra-Spiritueller mit weißen Leinenkleider und Gebetskette um. Er war wie aus dem Bilderbuch. Er kam dann so reingeschwebt und hat „Namaste“ gesagt. Dazu muss man sagen, „Namaste“ sagt man auf Bali soweit nicht, weil es halt nicht Indien ist. Beim Yoga sagt man das vielleicht noch, weil es natürlich aus Indien kommt, aber balinesisches ist es nicht, „Namaste“ zu sagen.

Aber er begrüßte dann alle mit Namaste, setzte sich dann auf das Sofa und – ja, er kam komplett ohne Schuhe rein, er hatte von vornherein keine Schuhe an – also auch auf der Straße, ist er ohne Schuhe gelaufen. Etwas, was ich hier niemandem empfehlen würde,  wirklich nicht! Indonesien ist so dreckig und überall liegt irgendwas – also bitte nicht ohne Schuhe laufen, trage mindestens Flip-Flops.

Auch jeden Fall kam er rein mit seinen Drecksfüßen, setzt sich aufs Sofa und das erste, was er macht, ist seine Füße auf diesen kleinen Tisch hochlegen. Und ich dachte so: Ja du bist ja genau richtig! Von wegen er ist ganz besonders.

 

Gunda: Boah, das geht gar nicht!

 

Katha: Nein, auch ein No-Go!

 

Gunda: Das sind halt die Indonesier dann leider auch so höflich und zurückhaltend, dass sie dann auch nichts sagen, sondern das einfach irgendwie akzeptieren und hinnehmen.

 

Katha: Also das ist vielleicht generell was, das ich sagen würde als „DO“: du als Beobachter, schaue, wie das die Leute machen und versuche auch ein bisschen subtil wahrzunehmen, wie das ist. Bei der indonesischen Kultur und gerade auch auf Bali ist es was Besonderes, dieses auf eine gewisse Art und Weise sehr zurückhaltende gegenüber Ausländern, insbesondere weißen Touristen. Die werden schon als überlegen wahrgenommen und sich das absolut nicht gehört, was dagegen zu sagen.

Deswegen denken ganz oft die Leute: Ach, ist ja kein Problem. Ich kann es ja machen, denn es sagt ja niemand was! Oder sie denken da überhaupt nicht drüber nach. Also versuche einfach, ein bisschen so subtile Sachen wahrzunehmen, die ablaufen.

Es gibt diesen Spruch: „When in Rome, do what romans do.“ oder so in die Richtung und das gilt für Bali auch. Versuche einfach, ein bisschen wahrzunehmen, was um dich herum passiert und dich ein bisschen anzupassen. Gehe nicht davon aus, dass dir gesagt wird, wenn du einen Fehler machst.

 

Gunda: Ja, das stimmt allerdings. Das ist doch ein gutes Schlusswort, um das Ganze abzuschließen.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine Zeit und die ganzen spannenden Insights. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Mal, wenn ich im Bali bin. Da werde ich mir das mit dem Tempel näher anschauen. Und wir hören uns bestimmt wieder – wir haben ja noch ein paar Themen vorbereitet.

 

Katha: Genau, ich freue mich schon!

 

Gunda, Gut, mach’s gut. Tschüss!

 

Katha: Ciao!

 

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