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Transkript

Herzlich willkommen bei Coconut-Talk, deinem Podcast über das Leben in Indonesien. Mein Name ist Gunda und gemeinsam werden wir die zahlreichen Inseln Indonesiens entdecken. Mari – los geht’s!

 

Einsame Sandstrände, abgelegene Insel und ursprünglicher Dschungel – klingt ja alles auf den ersten Blick immer recht paradiesisch. Aber das Leben im Paradies hat auch seine Schattenseiten und darum soll es heute in dieser Folge gehen.

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Jetzt aber erstmal viel Spaß mit unserer heutigen Podcast Folge!

 

Hallo und herzlich willkommen zum Dschungel-Tagebuch, direkt aus dem Dschungel von Morotai. Worum geht’s heute in dieser Folge? Wir leben schon seit ungefähr eineinhalb Jahren auf Morotai und haben in der Zeit schon einiges an Erfahrung sammeln können und einiges erlebt. Und natürlich gibt es nicht immer positive Dinge, egal an welchem Ort man ist. Und von daher dachte ich, dass ich in dieser Folge ein bisschen auf die Vor- und Nachteile eingehe und wie es ist, wenn man auf so einer abgelegenen Insel wie Morotai lebt.

Es klingt anfangs natürlich immer alles sehr paradiesisch: eine abgelegene ruhige Insel. Aber es ist eben nicht immer alles Gold, was glänzt und wenn man mal länger hier lebt, dann fallen einem auch gewisse Dinge auf. Eins vorneweg: Morotai ist eine Insel, die noch sehr neu und noch nicht so entwickelt ist. Auch in den Ortschaften ist alles noch ziemlich basic und von dem her sind natürlich einige Dinge auch nicht immer so leicht.

Ich habe mich jetzt vor der Aufnahme noch mit meinem Mann unterhalten, der Indonesier ist, damit ich seine Meinung auch ein bisschen einbeziehen und ein realistisches Bild von der Insel schaffen kann und es nicht ganz so nur aus europäischen Augen betrachtet wird. Und da werde ich im Folgenden einfach ein bisschen auf die positiven und auf die negativen Dinge eingehen, mit denen wir bis jetzt Erfahrung gemacht haben. Ich werde auf jeden Fall mit den Nachteilen beginnen, damit wir abschließend noch die positiven Sachen hören.

Eine Sache, die hier etwas schwierig ist, ist unsere Anbindung zu anderen Inseln. Wir haben zwar auf Morotai einen eigenen Flughafen, bei dem auch normalerweise täglich eine kleine Maschine von Wings Air landet. Die fliegt von hier aus direkt nach Ternate, wo sie einen 20-Minuten-Stopp hat und von dort aus geht’s weiter nach Manado. Das heißt man kann eigentlich von uns aus direkt – mit diesem einen Stopp – nach Manado fliegen. Man muss in Ternate auch normalerweise das Flugzeug nicht verlassen, das ist ganz praktisch. Die Reise dauert ungefähr zwei Stunden.

Aber abgesehen davon, wenn wir in andere Regionen Indonesiens möchten, ist es manchmal etwas schwierig – also Java ist davon ausgenommen, da gibt’s öfter am Tag Flüge von Ternaate und auch von Manado aus. Da kommt man normalerweise schon innerhalb von einem Tag hin, aber wenn wir jetzt z. B. nach Bali fliegen wollen, dann müssen wir normalerweise eine Nacht in Manado bleiben. Von Manado aus der nächste Flug geht dann erst wieder vormittags oder morgens.

Das macht es natürlich manchmal ein bisschen schwierig, denn wenn man jetzt einfach mal für ein paar Tage oder nur eine Woche nach Bali möchte und dann aber jedesmal auf der Hin- und Rückreise eine Nacht mit einplanen muss, dann lohnt sich das schon eher nur, um länger Urlaub zu machen.

Bei anderen Flughäfen wird es ähnlich sein – eben bei allen anderen Inseln außer Java ist die Anbindung normalerweise nicht so gut und man verliert jedes Mal eine Nacht irgendwo. Das ist eine Sache, die es etwas schwierig macht.

Die nächste Sache betrifft eigentlich das Einkaufen hier auf der Insel. Wir haben auf der Insel schon kleine Läden und Kioske, aber es gibt keinen Supermarkt, der wirklich gut ausgestattet ist oder irgendwie größer ist. Es gibt so ein, zwei Läden da weiß man, dass sie am vollständigsten sind und man die wichtigsten Sachen bekommt.

Ansonsten ist die nächste Stadt Tobelo, das ist in Halmahera. Da kann man mit dem Speedboat hinfahren, aber das dauert dann auch ein bisschen länger. Als Tagestrip ist es eigentlich zu hektisch. In Tobelo gibt’s wenigstens größere Supermärkte, wo man mehr Auswahl hat.

Die Läden hier ie haben normalerweise die wichtigsten Sachen für Indonesier, sage ich jetzt mal, also vor allem wir Ausländer kriegen da nicht so viel. Da muss man also schauen, dass man vieles einfach von auswärts bestellt – wobei das Bestellen auch immer etwas schwierig ist, weil es ziemlich teuer ist, sich das auf die Insel schicken zu lassen.

Was wir machen ist, dass wir meistens ordentlich shoppen gehen, wenn wir mal von der Insel runter kommen und dann nehmen wir das alles mit auf die Insel zurück.

Was dann auch dazu kommt ist, dass es zwar diese Läden hier gibt, aber häufig haben die auch nicht alles vorrätig oder warten selber auf irgendwelche Schiffe oder Fähren, die ihre Lieferungen bringen. Es kann also sein, dass gewisse Dinge einfach mal ewig lang aus sind.

Erschwerend kommt dann noch dazu, dass es das meiste nur in kleinen Packungen gibt, diese super kleinen Sachets, diese Portionspackungen. Und auch Sachen wie Kaffee oder Mehl gibt’s dann irgendwie nur in einem halben Kilo oder Kilo. Wenn man also mal größere Mengen einkaufen will, dann hat man am Schluss all diese kleinen Päckchen und das ist natürlich aus ökologischer Sicht auch überhaupt nicht super.

Ein anderer wichtiger Punkt, der eher negativ auffällt, sind administrative Angelegenheiten. Da die Insel noch nicht so entwickelt ist, gibt’s hier nicht wirklich alle Büros, die man für gewisse Dinge braucht. Das Steuerbüro z. B. hat hier noch keinen festen Sitz, da muss man wieder nach Tobelo fahren. Eine Immigration haben wir hier auf der Insel nicht, da muss man auch nach Tobelo fahren.

Und dann gibt es auch so ein paar andere Sachen, die dann hier nicht so rund laufen wie sie vielleicht in einer modernen entwickelten Stadt laufen würden oder auf einer Insel, die einfach schon weiterentwickelt ist und wo mehr Menschen leben. Selbst wenn es ein Büro hat, dann wissen leider die Angestellten auch nicht immer wirklich, was sie zu tun haben.

Wir haben es jetzt schon öfter gehabt, dass man dann einfach weitergeschickt wird, obwohl es eigentlich in ihren Verantwortungsbereich fallen würde. Anstatt dann irgendwie herauszufinden, wie man gewisse Dinge macht, die vorher vielleicht noch nie aufgetreten sind, werden die Leute erstmal weitergeschickt so in die Richtung: ja, frag doch mal bei dem nach. Eigentlich ist das Büro zuständig! Und dann wird man eben weitergeschickt.

Wenn man dann ein Büro gefunden hat, wo es vielleicht jemanden gibt, der etwas weiß, dann ist derjenige – da es dann nur eine Person ist – dann gerade irgendwie in der Pause oder auswärts unterwegs oder irgendwie so.

Es ist dann schon etwas schwierig, gewisse Dinge zu erledigen und es ist nicht das gleiche wie in der Stadt. Wenn man irgendeine Bestätigung braucht oder irgendeine Genehmigung, dann muss man dafür extra viel Zeit einplanen.

Und selbst wenn man dann denjenigen findet, ist es dann leider auch nicht so, dass es gleich erledigt wird. Das heißt wenn man da nicht das gewisse Extra dazu gibt, sage ich jetzt mal, dann kann es passieren, dass man ziemlich lang auf Dinge warten muss. Ich habe mich da schon öfter aufgeregt und bin fast verrückt geworden, weil ich meinte, das gehört ja in ihren Verantwortungsbereich und es muss doch möglich sein, da sie für diese Arbeit auch irgendwie Gehalt kriegen, aber es geht dann eben doch nicht so leicht.

Ich sag dann immer so scherzeshalber: welcome to the jungle! Hier ticken die Uhren halt einfach noch ein bisschen anders.

Was die Wartezeiten oder was gewisse Absprachen betrifft, ist es dann mit solchen offiziellen Behörden auch alles sehr vage und sehr ungenau. Wir sind dann immer sehr überrascht, wenn mal was funktioniert oder wenn was gleich gemacht wird. Man muss immer alles abklären und sich absichern, dass es wirklich so ist und so stimmt das so und ob es tatsächlich morgen fertig ist. Es ist manchmal etwas mühsam. Wir haben ja hier schon einige Papiere erledigen müssen und von dem her braucht man da auf jeden Fall ein dickes Fell.

Was uns dann auch leider immer wieder etwas negativ auffällt, ist die Einstellung und Zuverlässigkeit der Menschen, die hier leben. Ich muss dazu noch mal erwähnen, dass mein Mann Indonesier ist und schon viele Orte in Indonesien gesehen hat. Er ist selber so überrascht wie es hier ist und wie wenig man den Leuten vertrauen kann.

Wir waren am Anfang etwas schockiert, weil wir mit ein paar Leuten gesprochen haben – die eben auch Hinzugezogene sind – und die hatten uns immer gesagt: nee, also zum Arbeiten braucht ihr die Einheimischen nicht nehmen und nee, auf die kannst dich nie verlassen und vorne rum sprechen sie alle – hier sagen sie manis („süß“) und sind freundlich und nett, aber im Hintergrund passiert gar nichts.

Da gab es einige, die richtig schlecht dann die Leute geredet haben. Wir haben dann gesagt haben, das kann ja nicht sein und wollten uns einfach selber ein Bild machen, weil wir auch mit den Locals für den Hausbau zusammenarbeiten wollten.

Es ist lustig jetzt nach all diesen Monaten bzw. nach über einem Jahr sieht unsere Meinung auch schon etwas anders aus. Zum einen was das Private betrifft: Es ist wirklich so, wenn man das erste Mal hierher kommt, wirken alle nett und freundlich, wenn man dann aber wirklich was benötigt bzw. länger hier ist, dann merkt man, dass man sich eigentlich auf niemanden wirklich verlassen kann. Vor allem wenn dann auch noch Geld mit im Spiel ist, da muss man ganz arg aufpassen, weil da wird einem viel erzählt und im Endeffekt passiert gar nichts.

Wasdann die Arbeitsmoral angeht: Ich meine die ist sowieso in Indonesien überall sehr entspannt, aber das ist hier auch nochmal eine Nummer entspannter, sage ich mal. Was die Arbeitszeiten betrifft: sie kommen halt irgendwann, aber es kann auch etwas später werden, dann wird mittags zwei Stunden Pause gemacht, die dann auch gern einfach überzogen wird und am Nachmittag möchte man natürlich früh nach Hause gehen.

Es ist dann nicht so viel Motivation dabei und sobald jemand gearbeitet hat, heißt es nach ein oder zwei Tagen gleich: oh, kann ich einen Vorschuss haben? Das geht dann irgendwie alle zwei Tage so und macht es sehr schwierig, irgendwie längerfristig was zu planen. Das muss man wirklich Tag für Tag machen.

Zusätzlich kommen auch irgendwie unerwartete Zeremonien dazu oder irgendwas ist in der Familie oder jemand ist krank – also es gibt da ganz viele Gründe, die man da immer wieder hört und es ist ganz schwierig, irgendwas zu planen. Leider ist es dann auch für meinen Mann schwierig, weil er natürlich derjenige ist, der das Ganze mit dem Haus organisiert.

Was auch noch interessant ist, dass die Menschen hier einen ziemlich hohen Eifersuchtspegel haben. Wir haben das selber schon erlebt bzw. zu spüren bekommen. Wobei ich sagen muss, dass es bei uns ja immer ein bisschen eine andere Situation ist, da ich hier eine Ausländerin bin.

Aber unser Freund hat das selber auch schon abbekommen. Es hat also jetzt nicht zwingend mit mir zu tun. Wenn die Leute dann irgendwie eifersüchtig auf jemanden wie z. B. Nachbarn sind, machen sie irgendwas, um es einem zu erschweren – was auch immer man vorhat. Oder sie nehmen irgendwas mit oder so in die Richtung.

Wir haben das selber schon zu spüren bekommen, dass Sachen verschwunden sind oder Sachen irgendwo hinzu kamen, die da gar nicht sein sollten. Zu einem hatten wir anfangs unseren Generator weiter oben an unserem Weg stehen. Irgendwann ging er dann nicht mehr zu starten und hat komische Geräusche gemacht. Dann haben sie ihn auseinandergenommen und innen war ein Fremdkörper drin, irgendein altes Metallteil, dass da sicher vorher nicht drin war. Wenn sie weiter versucht hätten, ihn zu starten, wäre er einfach kaputt gegangen.

Dann hatten wir noch eine andere Geschichte, das war mit unserem Trike, unser Fahrzeug. Wir hatten das auch erst oben stehen – mittlerweile parken wir es im Dorf und haben nur noch unseren Roller oben stehen – und auch das konnten wir irgendwann nicht mehr starten. Mein Mann hat dann tagelang versucht und sich auch mit anderen abgesprochen, woran das liegen kann.

Im Endeffekt haben sie ihn dann abgeschleppt zur Werkstatt und dort haben sie festgestellt, dass wirklich ein Teil von der Batterie entnommen wurde. Um das zu machen, muss man auch Werkzeug dabei haben und ich muss dazu sagen, dass wir hier wirklich weit weg vom Dorf sind. Der Weg oben führt nur zu den ganzen Feldern. Da fahren schon immer wieder Leute vorbei, aber man muss schon wirklich irgendwas vor haben, damit so was passiert.

Jetzt wissen wir es besser und haben alles dementsprechend geändert und gucken mal, wie das weitergeht. Aber wie gesagt, sowas passiert nicht nur uns, sondern auch unseren Freunden und Bekannten.

Ich muss vielleicht auch noch dazu sagen, dass es wirklich nur Kleinigkeiten sind. Da muss man jetzt nicht irgendwie Angst haben vor den Menschen, dass einem persönlich irgendwas getan wird oder dass die Leute hier aggressiv sind oder in irgendeiner Weise kriminell. Das sind ja doch irgendwie Kleinigkeiten und wir fühlen uns jetzt nicht bedroht oder irgendwas in die Richtung.

Jetzt zu den Vorteilen: Ein ganz großer Vorteil ist natürlich die unglaubliche Natur und damit auch eine unglaubliche Ruhe. Die Insel besteht größtenteils immer noch aus Dschungel und der Rest ist Kokosplantagen. Es gibt Berge in der Mitte und Bereiche, die noch unerschlossen sind, wo noch keiner in den Dschungel vorgedrungen ist. Es ist alles sehr ursprünglich und grün und man hat das Meer vor der Nase.

Die Natur ist einfach der Wahnsinn. Sobald man aus dem Ort raus fährt, ist man einfach nur im Grünen. Da geht die Straße entlang und links und rechts davon einfach nur grün und das endlos. Naturliebhaber werden hier definitiv auf ihre Kosten kommen.

Und dazu kommt eben auch diese Ruhe. Egal wo man hin fährt, es ist kaum einer da. Die Strände sind verlassen und einsam. Das ist wirklich eine Ausnahme, wenn da mal irgendwie ein Local vorbeikommt oder sich da am Strand befindet.

Ein anderer wichtiger und für uns eigentlich entscheidender Punkt, warum wir hierher gezogen sind ist, dass das Land im Vergleich zu anderen Inseln in Indonesien noch sehr günstig ist, eben dadurch, dass es noch nicht so weit entwickelt ist und hier noch nicht so viele Leute sind. Die Grundstückspreise sind noch sehr niedrig und man kann man hier noch ziemlich günstig Land kaufen.

Was allerdings im Gegenzug wieder etwas schwieriger ist, dass das meiste Land noch gar nicht zertifiziert ist und es nur wenige Land Zertifikate gibt. Das muss man alles im Nachhinein selber organisieren. Und wenn man Land kauft ohne Zertifikat muss man ganz gut aufpassen, wem das Land gehört und die Eigentumsverhältnisse klären. Da muss man sich auch innerhalb der Familie absichern, ob es noch Leute gibt, die anders leben, aber eventuell ein Anrecht auf dieses Land hätten. Wenn es nirgendwo Beweise gibt, ist es natürlich schwierig, sowas herauszufinden.

Es passiert auch nicht selten, dass im Nachhinein irgendjemand kommt und sagt: ich habe das aber vor 20 Jahren mal sauber gemacht und ein bisschen Gras geschnitten, somit gehört das eigentlich mir. Es kann schnell passieren, dass dann jemand auch ein Stück vom Kuchen haben möchte.

Ein weitere Vorteil betrifft wieder das Administrative. Es war ja eher ein Nachteil, dass vieles länger dauert und man auch immer wieder ein bisschen mit einem kleinen Bonus nachhelfen muss, aber das hat auch gleichzeitig wieder was Gutes. Manche Behörden oder auch einfach die Mitarbeiter drücken dann oft ein Auge zu und man kann sich eventuell sogar an gewissen Dingen vorbei mogeln – also Dinge, die in der Stadt jetzt vielleicht nicht wirklich gehen würden.

Indem man hier einen kleinen Bonus gibt, kann man auch Dinge beschleunigen – das ist gut und schlecht zugleich. Wenn man etwas ganz schnell gemacht haben möchte, dann kann man durchaus einen Vorteil daraus ziehen. Wenn man sich natürlich denkt, ob das jetzt schon wieder sein muss, dann dauert alles eben länger. Je nachdem wie man was braucht, kann es gut oder schlecht sein.

Dann möchte ich noch etwas ganz interessantes und auf jeden Fall was positives von hier erzählen. Es gibt nämlich was ganz Besonderes. Das ist ein Dorf, das sich auf einer Insel direkt hier vor unserem Dorf befindet bzw. auf der Insel befindet sich nur das Dorf. Ich weiß jetzt auch nicht wie viele Häuser das sind, aber es ist nicht sehr groß. Wir selber haben dort Freunde und fahren regelmäßig hin.

Und in diesem Dorf gibt’s eine ganz tolle Tradition zu Neujahr, aber eigentlich auch an jedem anderen Tag. Was sie dort ganz gerne trinken ist der Cap Tikus. Cap Tikus ist ein traditionelles alkoholisches Getränk aus Indonesien, dazu gibt es auch einen ganz tollen Artikel, den ich unten verlinken werde.

Cap Tikus ist vom Namen her eigentlich überall bekannt. Offiziell ist er illegal, weil er von den Leuten selbst gebraut und eben nicht in einem Laden oder so verkauft wird. Der Ursprung von Cap Tikus ist eigentlich nicht ganz so klar. Schriftlich wurde er das erste Mal im 15. Jahrhundert auf den Molukken erwähnt. Am bekanntesten ist die Region um Manado (Nord-Sulawesi), aber hier auf den Molukken wird er auch fleißig gebrannt.

Was ist Cap Tikus? Cap Tikus ist ein klarer Schnaps aus der Zuckerpalme, man kann ihn im Endeffekt als Palmweinbrand bezeichnen. Er hat ab 40% aufwärts, da muss man natürlich aufpassen, was man erwischt, aber meistens sind es um die 40-50%.

Zum Namen Cap Tikus: Cap heißt Stempel oder auch Logo und Tikus heißt Ratte. Es ist also eigentlich ein ziemlich ungewöhnlicher Name für einen Schnaps. Cap Tikus könnte man dann als Ratten-Stempel oder Ratten-Logo bezeichnen.

Warum er diesen Namen trägt, dazu gibt’s wieder ganz unterschiedliche Versionen. Zum einen ist es bekannt, dass Ratten gerne diese Früchte von der Palme essen und von dieser Palme wird eben der Schnaps gebrannt. Mit diesem Hintergrund haben die Einheimischen dann ihm diesen Namen gegeben. Eine andere Version sagt wiederum, dass der Name von den Flaschen kommt, in denen er ursprünglich verkauft wurde. Diese hatten damals eine Ratte als Logo drauf. Und wieder eine andere Geschichte besagt, dass er hauptsächlich in einem Laden mit dem Namen Cap Tikus verkauft wurde und sich der Name irgendwann für dieses Getränk durchgesetzt hat.

Was genau stimmt weiß eigentlich keiner wirklich – wahrscheinlich wird alles ein bisschen zu treffen.

Zur Cap Tikus Gewinnung gibt’s unterschiedliche Methoden. Da es ja kein offizielles Getränk ist, gibt’s keine wirklichen Regeln oder Vorschriften. Jeder Brenner hat sein eigenes Werkzeug und seine eigene Art und Weise, wie er das macht. Aber im Grunde genommen ist es so, dass Blütensträucher der Zuckerpalme abgeschlagen werden. Danach wird ein Bambusrohr daran befestigt, das in einen Kanister führt und durch das immer dieser Saft der Palme runtertropft.

Dieser Saft ist eigentlich Palmwein – man nennt ihn bei uns Sagero, es gibt aber auch die Bezeichnung Saguero. Diesen Palmwein kann man direkt trinken, er ist ganz süß und noch etwas gärig. Wenn man einen Tag wartet und ihn dann trinkt, ist er schon nicht mehr gut und schmeckt wie Essig. Aber wenn er frisch von der Palme kommt, ist er super lecker, weil er zum einen nicht so stark ist und zum anderen an einen süßen Wein erinnert.

Wenn man aber Cap Tikus machen will, dann wird dieser Palmwein noch mal stehen gelassen, damit er vor sich hin gärt und danach wird er gebrannt. Diese Brennereien haben ihre eigenen Konstrukte, meist aus vielen Bambusrohren und irgendwelchen Fässern. Das ist ziemlich Indo-Style irgendwo im Dschungel natürlich. Wenn dieser Wein erhitzt wird und der Dampf abtropft, bekommen wir diesen hochprozentigen Cap Tikus.

Und wie und wann Cap Tikus getrunken wird? Also normalerweise jederzeit! Da braucht es überhaupt keinen wirklichen Grund dazu und traditionell wird einfach ein Glas auf den Tisch gestellt – also eins für alle – und dann wird er eingegossen. Das ist nicht wirklich ein kleines Schnapsglas, sondern ds einfach ein ganz normales Glas bzw. normale Tasse. Die wird dann vollgemacht und auf einmal ausgetrunken.

Das kann passieren, wenn Besucher kommen oder wenn man sich einfach einen Schluck gönnen will. Vielen Einheimischen zur Folge, die ihn gern trinken, schadet ein Schluck am Tag der Gesundheit nicht und ist sogar eher positiv für ein langes Leben. Ob das stimmt oder nicht, da kann ich noch keine Aussage dazu treffen!

Man man kann ihn auch mischen und irgendwelche eigenen Cocktails draus kreieren. Wir haben ihn schon mit allem möglichen gemischt und dann wird ein Longdrink draus. Wenn er pur getrunken wird, ist er natürlich recht stark.

Vom Geschmack her kann ich sagen – vor allem wenn es qualitativ hochwertiger ist, das ist ganz wichtig – ist er nicht schlecht. Wenn er frisch ist, ist er auch leicht fruchtig. Wir haben uns da so ein bisschen an die Traditionen angepasst und können uns auch immer mal wieder einen kleinen Schluck.

Und in dem Dorf, von dem ich eigentlich erzählen wollte, ist es Tradition, dass man den sowieso immer daheim hat und trinkt. Da wird auch keiner irgendwie schräg angeschaut und das ist kein Problem. An Neujahr gibt es was ganz Besonderes, worauf sich auch alle drauf freuen und das ganze Jahr über warten. Da wird tagelang und manchmal sogar wochenlang gefeiert.

Aber wie wird da gefeiert? Wir waren letztes Neujahr dort und es ist wirklich der absolute Wahnsinn! Ich habe sowas noch nirgendwo erlebt und ich war ja auch schon ein bisschen unterwegs. Man hat dort einen Trike als Fahrzeug, auf dessen Anhänger Boxen für Musik installiert sind. Dann fangen sie an einem Ende vom Dorf bei einem Haus an und lassen die Musik laufen. Alle sammeln sich dort und zwar alle – von Jung bis Alt. Von den kleinsten Kindern bis zu den ältesten Großeltern und Urgroßeltern kommen alle zusammen.

Und dann wird mit diesem Fahrzeug von Haus zu Haus gewandert und getanzt und Cap Tikus getrunken. Es ist unglaublich, ich habe das noch nie so erlebt! Und wie sie es trinken ist auch ganz lustig. Eigentlich muss immer derjenige des Hauses, vor dem sie gerade stehen, den Cap Tikus einschenken. Da gibt es auch nur ein Glas und eine große Karaffe und dann wird eingeschenkt und rumgereicht.

Das heißt während man tanzt muss man sich gar nicht um irgendwas kümmern. Irgendwann kommt jemand vorbei und drückt einem das Glas in die Hand. Es ist so entspannt und so lustig – das ist unglaublich.

Interessant ist auch, dass es nicht irgendwann ins Negative abdriftet, was man ja häufig hat, wenn irgendwie eine Gruppe so vielen Menschen zusammen trinkt. Da wird es dann irgendwann einfach negativ und eventuell aggressiv. Aber das ist dort nicht der Fall. Sie sind da auch ganz stolz darauf. Sie sagen einfach: Wenn wir trinken, trinken wir, bis wir umfallen oder bis wir schlafen. Da schlafen dann auch wirklich teilweise Leute irgendwo am Weg, aber es macht ja nichts, weil sie allein auf der Insel sind.

Wenn sie betrunken sind, gehen sie schlafen und keiner macht irgendein Problem. Ich war da auch erst ein bisschen skeptisch. Mein Mann hat sich dann unterhalten und ich bin natürlich mit in die Menge gezogen worden – weil ich da ja auch auffalle – und ich war erst gespannt, ob irgendwie was komisch sein wird. Wenn man in der Menge mit so vielen Leuten mitfeiert und dann auch noch Alkohol mit im Spiel ist, weiß man ja nie.

Aber es ist nichts passiert, es ist eine ausgelassene Stimmung und sie feiern – ja jetzt kommts aber! Sie machen das nicht nur für einen Tag oder zwei oder drei, sondern sie machen das fast wochenlang bzw. bis irgendwann der Schnaps aus ist. Das ist die offizielle Aussage. Was wir von Erzählungen gehört haben ist, dass es auch wirklich mal drei Wochen gehen kann. Im Januar ist Ausnahmezustand bei ihnen.

Irgendwann nachts, wenn dann keiner mehr kann, hört die Musik auf und sie schlafen mal kurz. Am nächsten Tag geht’s dann weiter. Es gibt auch keinen, der nicht mitmacht. Ich meine, man kann auch gar nicht davor flüchten, wenn man in diesem Dorf wohnt, weil man sonst von der Insel runter müsste. Also es ist einfach der Wahnsinn!

Und dementsprechend können sie natürlich auch Alkohol gut aushalten. Wir waren nur eine Nacht dort, haben getanzt bis in die frühen Morgenstunden und dann nur ein paar Stunden geschlafen – und uns gings dann natürlich dementsprechend, weil wir sowas nicht gewohnt sind. Aber die anderen haben gleich am nächsten Morgen wieder weiter gemacht und gleich nochmal einen getrunken. Sie haben auf jeden Fall einen starken Magen.

Ich denke, dass es etwas ganz positives ist, dass wir hier dieses Dorf haben mit der Familie und den Freunden. Wir können immer mal wieder dorthin fahren und ausgelassen feiern. Es ist wirklich was außergewöhnlich, besonders und einzigartig – sowas habe ich noch nie irgendwo anders gesehen.

Das war jetzt eigentlich der Abschluss dieser Folge, ein kleiner Ausflug in die Cap Tikus-Welt, in die Schnaps- Welt von Indonesien. Ich verabschiede mich jetzt wieder und hoffe, du hast ein paar Einblicke bekommen, wie es hier bei uns so ist und was es Positives und Negatives gibt. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen bei irgendeiner Entscheidung.

Ich danke dir fürs zuhören und bis zum nächsten Mal!

 

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Das war Coconut-Talk, dein Podcast über das Leben in Indonesien. Wenn dir diese Folge gefallen hat, klicke auf „folgen“ bei Spotify oder hinterlasse mir eine 5-Sterne-Bewertung bei iTunes. Danke schön! Bis zum nächsten Mal – sampai jumpa!

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